Nelly Gutmann – die 98-jährige Tochter des letzten Rabbiners von Pacov – und ihre Familie leben heute im Kibbutz Dorot, nur 15 km vom südlichen Gaza entfernt. Der schreckliche Hamas-Überfall am 7. Oktober 2023 hätte auch sie treffen können und hat ihr Leben, ihre Gefühle und ihre Gedanken von einem Tag auf den anderen und für immer verändert. Was Nelly selbst und ihre Familienangehörige verschiedener Generationen über ihre Gegenwart und Zukunft denken und wie sie nach dem 7. Oktober die Chancen eines Zusammenlebens mit ihren arabischen bzw. palästinensischen Nachbarn beurteilen, können Sie sich in diesem bewegenden ARTE-Video anhören:
sagt die amerikanische Künstlerin und Pädagogin Karen Koblitz
Mein Name ist Karen Koblitz. Ich lebe in Los Angeles, Kalifornien und bin Künstlerin. Ich beschäftige mich mit Keramik, die ich auch als Fach an der Roski School of Art & Design der University of Southern California in Los Angeles unterrichte. Meine familiären Wurzeln reichen nach Osteuropa – nach Russland, Südböhmen und Österreich-Ungarn – zurück. Ich bin verheiratet, mein Mann Alan Friedenberg arbeitete als Grundschulleiter und ist jetzt im Ruhestand. Meine Tochter Gina studiert Spanisch und Psychologie an der University of Southern California.
Ihre familiären Wurzeln reichen bis nach Südböhmen und Pacov zurück. Können Sie uns etwas darüber erzählen?
Ich habe mich schon immer für meine Familiengeschichte interessiert. Der Nachname meines Vaters und meines Großvaters Koblitz reicht weit zurück, aber mein Vater hat nie über unsere Familiengeschichte gesprochen. Ich wusste nur, dass seine Familie aus Böhmen stammte. Da ich mehr über meine Wurzeln erfahren wollte, begann ich, selbst die Geschichte meiner Vorfahren zu erforschen. Dadurch lernte ich 2010 Julius Müller kennen, den Direktor des Prager Toledot – Zentrums für genealogische Forschung, den ich um Hilfe bei der Suche nach meinen tschechischen Vorfahren bat. Julius Müller fand heraus, dass mein Ururgroßvater Mojžíš Koblitz 1873 aus Böhmen in die Vereinigten Staaten auswanderte und sich in Cleveland, Ohio, niederließ.
Der in der Pacov-Synagoge gefundene und später restaurierte Gebetsschal (Hebräisch talit) nimmt einen Ehrenplatz in der Ausstellung „Unnötiges Wegwerfen – Geschichte der modernen Krise“ im Haus der europäischen Geschichte in Brüssel ein, die bis Januar 2024 dauern wird. Weitere Informationen zu dieser Ausstellung finden Sie auf der Website https://historia-europa.ep.eu/de/ausgedient.
Gebetsschal aus der Pacov-Synagoge. Foto von Pavel Tychtl
Tikkun Pacov drückt seine Solidarität mit der Ukraine als unabhängigem, souveränem und demokratischem Land aus. Ziel unseres Vereins ist es, die Erinnerung an jüdische Mitbürger in Pacov und ihr tragisches Schicksal zu bewahren. Die in der Ukraine begangenen Verbrechen und der Exodus ukrainischer Flüchtlinge erinnern an die Verfolgung von Juden und anderen Gruppen während des Holocaust.
Wir freuen uns sehr über die positive Reaktion der tschechischen Öffentlichkeit gegenüber Flüchtlingen aus der Ukraine in Tschechien und auch in Pacov